Mercedes Benz Fashion Week 2013: Capsule

Die Medien haben dieses Jahr wieder alles mögliche dafür getan, um die Fashion Week in Berlin wie einen kleinen Modezirkus aussehen zu lassen. Es gab Nachberichterstattungen über die After-Show-Party und Dinners; große Kommentare zu den ABC_Prominenten in den Reihen der Mercedes Benz Zelte am Brandenburger Tor; Meta-Diskussionen über die uninteressanten Diskussionen der Medien; und hier und da fielen immer wieder gleichen Namen, wenn es um Haute Couture der Hauptstadt geht. Augustine Teboul sind toll, Vladimir Karaleev gewagt, Margiela wird wohl noch lange nicht in Berlin sein.

Einzig die Berichterstattung von Spiegel Online erwägt, was viele gerne vergessen: Berlin hat durchaus viele talentierte Designer, es finden sich sogar Menschen, die die gezeigte Mode auf den Catwalks der Stadt gerne kritisieren und beurteilen. Ganz ohne die kostenintensiven Parties und die ständige Belächelung der Metropole im Vergleich zu Paris, London oder Mailand. Nur eine Sache ist klar: Geld gibt es tatsächlich keines. Wenn also die talentierten Labels schöne Dinge gestalten, wer kauft sie dann? Bis sie international vermarktet werden können, dauert es schon mal ein paar Berliner Fashion Weeks.

Aber in der Not frisst der Teufel Fliegen. Tatsächlich muss Berlin überhaupt nicht in den Reihen der Haute Couture mit den großen Mode-Standorten der Welt konkurrieren. Denn bei all dem Mangel an guter internationaler Resonanz hat sich im Schatten der Laufstege etwas anderes etablieren können: die Street Couture. Dass sich die Bread & Butter, die größte Urban- und Lifestylewear-Messe in Europa vor einigen Jahren von Barcelona nach Berlin umgesiedelt hat, war sicherlich kein Zufall. Denn in einer Stadt, in der es sich schickt, in Jogginghose die besten Nachtclubs zu betreten, dürfte elegante, hochwertige (und selbstverständlich bezahlbare Streetwear) ganz oben auf der Tagesordnung stehen.

Die Capsule Fashion Show reiht sich hinter die Bread and Butter ein. Seit zwei Jahren ist sie neben Paris, New York und Las Vegas auch in Berlin zu finden. Für zwei Tage stellt sie Retailern und Besuchern die neuesten Trends aus der kontemporären Mode vor, die nicht nur aus Abendkleidern und Anzügen besteht. Von kleinen, lokalen Brands bis zu etablierten Marken wird hier eine gesunde Mischung ausgestellt. Die Vernetzung der Organisatoren mit den Meinungsgebern vor Ort ist intensiv und sorgt für eine explosive Mischung aus neuen Eindrücken und Trends für die kommenden Saisons. 

Es ist daher auch im Plan gewesen, neben den Tonträgern Paris und New York auch Berlin und Las Vegas als Capsule-Standorte aufzunehmen. Während man sich in den ersten beiden Städten mit einer universellen Modekenntnis brüstet, hat sich in Las Vegas wie in der deutschen Hauptstadt eine gewisse Untergrund-Szene akkumuliert, die das Leben in den jeweiligen Städten repräsentiert. Die sündige Casinostadt, in der das Individuum in tosendem Touristenlärm untergeht, schreit gerade zu nach einer Neuerfindung. Und Berlin? Wie man sieht, erfindet sich auch diese Stadt tagtäglich auf’s Neue. Von dreckiger, post-kriegerischer Ruine ist die Stadt nun aus der Asche gewachsen. Mit jedem Tag werden die Häuser renovierter und die Fashion Weeks imposanter. Den dreckigen “arm aber sexy” Street-Spirit jedoch können auch noch so viele elegante Dinners in teuren Restaurants nicht knicken. Und das sollte der Unique Selling Point der deutschen Fashion Week sein.

Sobald die Bilder der letzten Woche endgültig sortiert und aussortiert sind, gibt es hier Berichte mit einigen Bildern zu den Shows die ich besuchen durfte. Einen ersten Eindruck bekommt ihr vielleicht in dem Video von Twoforfashion.


// Bilder - I say shotgun //

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